Erstabklärung in der Apotheke ein Erfolgsmodell
Apotheken dienen der Bevölkerung häufig als erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. 2012 startete in 200 Apotheken ein Pilotprojekt, bei dem Patienten in der Apotheke eine vertiefte Erstabklärung ihrer Beschwerden erhalten und im Bedarfsfall ein Arzt per Videokonsultation zugeschaltet werden kann. Die Auswertung zeigt nun, dass Apotheker drei Viertel der Fälle selbst lösen können.

Die Anzahl von Notfallbehandlungen in Spitälern nimmt ständig zu. Auch die Hausärzte sind überlastet und können nicht mehr sofort einen Termin anbieten. Dies führt zu langen Wartezeiten und hohen Kosten für Fälle, die sich eigentlich leicht erkennen und behandeln liessen.
Apotheken sind demgegenüber die leichtest zugänglichen Einrichtungen im Gesundheitswesen. Sie bieten hochqualifiziertes Personal an sechs Tagen pro Woche und 52 Wochen im Jahr. Pro Tag suchen in der Schweiz etwa 300'000 Personen eine Apotheke auf, nicht wenige von ihnen möchten Rat zu ihren gesundheitlichen Beschwerden.

Das Projekt netCare des Schweizer Apothekerverbandes in Zusammenarbeit mit Medgate und Swisscom trägt diesen Faktoren Rechnung und bietet eine auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Lösung. Apothekerinnen und Apotheker, die eine spezielle Weiterbildung absolviert haben, klären die Beschwerden von Personen nach einem standardisierten Vorgehen ab. Dabei werden Alarmzeichen und Schlüsselsymptome abgefragt, damit  ein dringender Notfall entsprechend erkannt werden kann. Danach erfolgt eine Behandlung durch die Apothekerin. Im Zweifelsfall kann ein Arzt per Video zugeschaltet oder der Patient an eine andere Institution überwiesen werden.

Bis heute wurden etwa 5000 netCare-Fälle ausgewertet. Die meisten Patientinnen und Patienten kamen wegen Infekten der Harnwege und Bindehautentzündungen zur Abklärung . 73% der Fälle konnten abschliessend in der Apotheke erkannt und betreut werden. Bei 20% wurde die Videokonsultation genutzt, der Rest entfiel auf Notfalleinweisungen und Überweisung an lokale Ärzte. Der Preis für eine Abklärung mit netCare ist derzeit mit 15 Franken sehr tief bemessen - eine zehnminütige Arztkonsultation kostet im Vergleich im Minimum 55 Franken. Die Behandlung in der Apotheke folgt damit nicht nur hohen Qualitätsanforderungen, sondern ist auch kosteneffizient. Denn gerade Notfallbehandlungen zu Randzeiten übersteigen die Kosten einer gewöhnlichen Arztkonsultation nochmals um ein Mehrfaches.

Ab 2015 wird netCare in noch mehr Apotheken verfügbar sein. Sie können so einen wichtigen Beitrag zur flächendeckenden und kosteneffizienten Gesundheitsversorgung leisten, was gerade in Landkantonen wie Solothurn von grundlegender Bedeutung ist. Noch effektiver wäre diese Art der Versorgung, wenn Apotheker mehr Medikamente ohne Arztrezept abgeben dürften, wie es aktuell in der Revision des Heilmittelgesetzes diskutiert wird. Zudem erlaubt das Projekt eine bessere Vernetzung mit ansässigen Ärzten, vorausgesetzt, diese erklären sich bereit, überwiesene Patienten zu übernehmen. Heute bieten bereits fünf Apotheken im Kanton Solothurn dieses innovative Modell an – weitere könnten nächstes Jahr folgen.

Quellen:
Goehring et al: Psychosocial and professional characteristics of burnout in Swiss primary care practitioners: a cross-sectional survey. Swiss Med Wkly 2005 ; 135: 101 – 108;

Arigoni et al: Trend in burnout among Swiss doctors. Swiss Med Wkly 2010; 140:w13070

http://www.tageswoche.ch/de/2013_02/basel/500932/
http://www.srf.ch/gesundheit/alltag-umwelt/nicht-jeder-notfall-ist-ein-notfall
Pharmasuisse Geschäftsbericht 2013 http://www.pharmasuisse.org/de/verband/strategie/Seiten/Geschaeftsbericht.aspx
Medienmitteilung pharmaSuisse zu Netcare http://www.pharmasuisse.org/de/Seiten/Website.aspx