Jedes Jahr gibt es etwa 20'000 Spitaleintritte, die durch Probleme mit Medikamenten verursacht werden. Zumindest ein Drittel könnte durch geeignete Massnahmen vermieden werden. Die Stiftung für Patientensicherheit widmet dem Thema daher eine Aktionswoche vom 12. bis 17. September. Die Apotheken spielen dabei eine wichtige Rolle
Medikamente sind eine der häufigsten Fehlerquellen in der Medizin. Geschätzte 500 Personen sterben jährlich in Schweizer Spitälern an Medikationsfehlern [1]. Von anderen Forschern werden 7% der ungeplanten Spitaleintritte Problemen mit Medikamenten zugeordnet. Dies verursacht Kosten von 70-100 Millionen Franken jährlich [2].
Verschiedene Aspekte der Therapie verursachen diese fatalen Probleme. Bei den Medikationsfehlern handelt es sich um offensichtliche Fehler (Verwechslungen, Dosierungsfehler, Anwendung trotz Allergie, etc.). Aber auch hintergründige Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten (sogenannte Interaktionen), erhöhte die Empfindlichkeit auf Nebenwirkungen vor allem bei Senioren. Auch die Falschanwendung (unregelmässige Einnahme, fehlerhafte Anwendung) von Inhalatoren oder Spritzen führt zu Komplikationen.
Ein sehr wichtiges Problem ortet „Patientensicherheit Schweiz“ beim Fluss von Informationen. Bei verschiedenen Phasen der Behandlung (Spitaleintritt, Schichtwechsel auf der Station, Verlegung auf eine andere Station, Spitalaustritt, Arztwechsel) sind es Informationslücken, die zu ungünstigen Behandlungen oder Entscheidungen führen.
Patientensicherheit Schweiz empfiehlt Personen, die mehrere Medikamente einnehmen müssen, daher die Führung eines persönlichen Therapieplans. Eine aktuelle Übersicht über die Therapie sorgt in Notsituationen oder dringlichem Aufsuchen der Arztpraxis oder Apotheke für mehr Sicherheit. Am besten sollen sie ihren Medikamentenvorrat durchsehen lassen, bevor ein Tharapieplan erstellt wird, denn neben den ärztlich verordneten Mitteln sollen auch selbst gekaufte Medikamente eingetragen werden.
Apotheken spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie führen für jeden Patienten mit ärztlich verordneten Medikamenten ein detailliertes Dossier, in welchem alle Arzneien erfasst werden, auch wenn sie von verschiedenen Ärzten verschrieben wurden. Mit der Interaktionsprüfung und wichtigen Anwendungshinweisen sorgen sie für zusätzliche Sicherheit. Ausserdem können sich Patienten mit vielen Medikamenten im sogenannten Polymedikations-Check ein umfassendes Bild machen und Probleme beim Apotheker ansprechen.
Es können jedoch Lücken entstehen, wenn vom Arzt abgegebene Medikamente nicht vermerkt werden. Mit dem elektronischen Patientendossier liesse sich diese Lücke jedoch schliessen. Im aktuellen Gesetz über das elektronische Patientendossier sind ambulante Leistungserbringer jedoch nicht verpflichtet, sich an diesem Dossier zu beteiligen.
Um sich vor Sicherheitsproblemen bei Medikamenten zu schützen, können Patienten auch selbst Vorkehrungen treffen. Bei Umstellungen oder Unklarheiten sollte immer nachgefragt werden. Durch das gezielte Einholen von Information oder Hilfestellung beim Arzt oder Apotheker können die Patienten mehr Sicherheit im Umgang mit ihren Medikamenten erhalten und ihre Gesundheitskompetenz steigern.
Die Aktionswoche für Patientensicherheit 2016 wird von der Stiftung für Patientensicherheit in Partnerschaft mit dem Schweizer Apothekerverband (pharmaSuisse), der Schweizer Gesellschaft für allgemeine innere Medizin (SGAIM) und der Gesellschaft der Schweizer Amts- und Spitalapotheker (GSASA) durchgeführt. Quellen:
- www.patientensicherheit.ch
- Varja A Meyer et. al., Schw. Ärztezeitung 2012 ; 93 ; 1595-9